Demokratische Schule - Schule in der Demokratie

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5. März 2008

Demokratie in der Schule

Demokratie in der Schule ist eine der besten Grundlagen für demokratische Einstellungen nach Schulabschluss. Eine demokratische Schule vermittelt Kindern und Jugendlichen Werte und Verhaltensweisen, die sie auch als Erwachsene befähigen werden, aufgeschlossen, selbstverantwortlich und solidarisch zu handeln. Und sie hilft beim erfolgreichen Lernen.

Was bedeutet „demokratisches“ Lernen?

Die Unterschiede der demokratischen Schule zu traditionellen Schulen treten heute vor allem in den Methoden der Lehre zu Tage. Die demokratische Schule beteiligt ihre Schüler an allen wichtigen Dingen des Schullebens. Auch an Inhalt und Methode des Unterrichts. Die Wissens- und Erfahrungsvorsprünge von Lehrern und Ausbildern sollten für Schüler nicht zum Nachteil werden. Es erscheint kaum sinnvoll, Lehrinhalte „von oben“ durchzusetzen und von den Lernenden gleichzeitig Selbständigkeit und eigenes Urteilsvermögen zu verlangen. Lehrende fördern mit diesem Ansatz eher Unselbständigkeit, ungenügendes Selbstvertrauen und die Orientierung an vorgegebenen Lösungen. Kinder und Jugendliche können und sollen eigenständig lernen. Ihre gezielte Beteiligung an Entscheidungen im Unterricht, in der Klasse und in der ganzen Schule wird sie befähigen, eigene Perspektiven und bevorzugte Inhalte und Lehrmethoden zu entwickeln.

Die demokratische Schule fördert Offenheit für die Vielfalt von Zugängen zur Wirklichkeit und für die Pluralität von Versionen von der Wirklichkeit. Dabei unterstützt sie forschendes Entdecken und Erfinden. Die Schüler lernen zudem, Verantwortung für andere zu übernehmen und die Ziele der Gemeinschaft im Blick zu behalten. Denn auch eine demokratische Gemeinschaft ist durch Unterschiedlichkeit und Konflikte gekennzeichnet und muss durch Aushandeln und gegenseitige Verständigung zusammen gehalten werden.

Das Programm der Heinrich-Böll-Stiftung

„Demokratische Schule – Schule in der Demokratie“ ist ein schulpolitisches Programm der Heinrich-Böll-Stiftung. Die theoretischen Grundsätze des Programms gehen auf die konstruktivistische Psychologie und die Ideen des amerikanischen Philosophen und Pädagogen John Dewey zurück, der 1916 sein einflussreiches Werk  „Democracy and Education“ veröffentlichte. Auf der praktischen Ebene knüpft das Programm an das „Modellprojekt Demokratie lernen und leben“ an, das von 2002 bis 2007 an 175 Schulen in dreizehn Ländern erprobt wurde.

Die Betonung demokratischer Lehrprinzipen in unserem Programm sollte nicht als Abkehr von einem leistungsfreundlichen Schulklima missverstanden werden. Effizienz und Effektivität stehen auch bei der Förderung demokratischen Lernens an zentraler Stelle. Für die weitere Stabilisierung und Entwicklung der Demokratie ist es allerdings unentbehrlich, den öffentlichen Auftrag unserer Schulen weiter zu fassen und die Bildung selbständiger, konflikterprobter und verantwortungsbewusster Persönlichkeiten anzustreben.

Unsere Partner sind die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, das Bildungswerk für Schülervertretungsarbeit sowie die Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung.

Beiträge im Dossier:

Mit Demokratiepädagogik im europäischen Kontext befasst sich der Einführungsvortrag » Erziehung zu Demokratie und Verantwortung zum Workshop „Demokratische Schule – Schule in der Demokratie“ von Professor Wolfgang Edelstein.

Mit demokratiepädagogischer Netzwerkarbeit befassen sich die Beiträge »Netzwerkerfahrungen aus Hamburg von Kurt Edler sowie »Netzwerkarbeit von Schüler-/innen an Schulen von Vincent Steinl.

Mit Modulen demokratiepädagogischer Arbeit – Klassenrat, Service Learning und zivilgesellschaftliches Engagement in der Schule – befassen sich folgende Beiträge: »Zeit für Uns - ein Projekt von und für Schüler-/innen von Melanie Rüth und »Service Learning - Lernen durch Engagement (LdE) von Sandra Reinmuth und Anne Seifert.

Keine Demokratie ohne Engagement

Ohne bürgerschaftliches Engagement an der Schule und ohne zivilgesellschaftliches Engagement gibt es keine lebendige Demokratie. Für diese Idee steht unter anderen das Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement.

Auch Schulen können von solchem Engagement viel gewinnen. Ein besonders gutes Beispiel ist das "Bürgernetzwerk Bildung" des Verbands Berliner Kaufleute und Industrieller, das an über 120 Berliner Grund-, Sonder- und Hauptschulen mit Hilfe von über 1600 Bürgerinnen und Bürgern die Lesekompetenzen der Kinder und Jugendlichen durch Lesepatenschaften zu verbessern hilft.