South Carolina: Das Rennen um die Unterstützung schwarzer Wähler/innen

Kommentar

Spätestens seit den 1980er Jahren hat sich gezeigt, dass Kandidat/innen, die von den Demokraten als Präsidentschaftskandidat/in nominiert werden wollen, die Unterstützung schwarzer Wähler/innen benötigen. Bei den Vorwahlen in South Carolina dreht sich daher alles darum, wer unter Afro-Amerikaner/innen das beste Ergebnis erzielen wird.

Joe Biden

Die Demokratischen Vorwahlen in South Carolina am Samstag werden besonders in Hinblick auf die Wahlentscheidung der afro-amerikanischen Wähler/innen verfolgt. Dabei zeigt sich aber, dass nicht automatisch davon ausgegangen werden kann, dass der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden die große Mehrheit hinter sich vereinen kann.

In den USA machen Afro-Amerikaner/innen etwa 25% der Wähler/innen bei den Vorwahlen der Demokraten aus, und sind so eine wichtige Wahlgruppe der Partei. In South Carolina machen Afro-Amerikaner/innen knapp ein Drittel der Bevölkerung aus und repräsentieren etwa 60% der Demokratischen Wählerschaft. South Carolina ist der erste der Südstaaten, in dem Vorwahlen abgehalten werden und gilt als Indikator für welche/n Kandidat/in die Mehrheit schwarzer Wähler/innen in anderen Südstaaten, wie etwa Alabama, Louisiana, Georgia und Mississippi, vermutlich wählen wird. Nachdem die Vorwahlen in Staaten wie Iowa und New Hampshire wenig repräsentative Ergebnisse in Hinblick auf die Diversität der Bevölkerung lieferten, wird South Carolina ein erstes Anzeichen darauf geben, welche/n Demokratische/n Kandidat/in schwarze Wähler/innen bevorzugen. Das ist auch interessant in Hinblick auf das vermutete Wahlverhalten schwarzer Wähler/innen in den Großstädten der Swing States, die der/die Demokratische Kandidat/in bei den Wahlen im November gewinnen muss, um Trump zu schlagen. Einige Analyst/innen gehen davon aus, dass der/die Demokratische Kandidat/in die Mehrheit der schwarzen Wähler/innen überzeugen muss, um von den Demokraten nominiert zu werden. Tatsächlich war Michael Dukakis 1988 der letzte demokratische Präsidentschaftskandidat, der von den Demokraten nominiert wurde, ohne in den Vorwahlen die breite Unterstützung der schwarzen Bevölkerung zu haben.

Joe Biden hat zuletzt an Unterstützung verloren

Nach den guten Ergebnissen in den Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada und der letzten Debatte in Las Vegas liegt nun erstmals Bernie Sanders in den Umfragen vor Joe Biden, der das Feld der Demokratischen Kandidat/innen lange angeführt hatte. Bei der Vorwahl in Nevada hat die Mehrheit der schwarzen Wähler/innen für Biden gestimmt, gefolgt von Sanders. Biden ist laut Umfragen weiterhin der beliebteste Kandidat, was auch daran liegt, dass die schwarze Wählergruppe in der Vergangenheit meist für Kandidat/innen gestimmt hat, die sozial konservativere Standpunkte vertreten haben. Hinzu kommt, dass Biden von vielen schwarzen Wähler/innen als am geeignetsten angesehen wird, um Trump im November zu schlagen.

Allerdings zeigen jüngste Umfragen, dass die Unterstützung für Biden unter schwarzen Wähler/innen zuletzt gesunken ist und aktuell nur noch bei 27% im Vergleich zu 49% im Januar 2020 liegt. Daneben ist ein Generationenunterschied zwischen jungen und alten Wähler/innen unter Afro-Amerikaner/innen festzustellen. So liegt Sanders in den Umfragen bei der jungen Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren weiter vorne, während Biden von der älteren Altersgruppe favorisiert wird. Noch bei der letzten Vorwahl der Demokraten vor der Präsidentschaft 2016 war Clinton bedeutend beliebter unter Schwarzen als Sanders. Seitdem hat sich Sanders darum bemüht, mehr Zuspruch unter schwarzen Wähler/innen zu gewinnen. Die Umfragen verdeutlichen aber auch, dass bei schwarzen Wähler/innen keineswegs von einer einheitlichen Wahlgruppe ausgegangen werden kann. Spätestens die Ergebnisse in Nevada haben deshalb gezeigt, dass Sanders Bidens gefährlichster Konkurrent ist. Die aktuellen Meinungsumfragen und der Generationenunterschied deuten daneben darauf hin, dass das sogenannte straight voting, das Abstimmen für die Person, die über die größte Bekanntheit verfügt, nicht mehr unbedingt zeitgemäß zu sein scheint. Zwar hilft Biden seine jahrelange politische Erfahrung, unter anderem als Vizepräsident unter Obama, um in South Carolina gut abzuschneiden. Allerdings trägt neben dem Generationenunterschied auch die steigende Bekanntheit anderer Kandidat/innen dazu bei, dass bei der schwarzen Wählerschaft nicht von einer einheitlichen Wahlgruppe ausgegangen werden sollte.

Tom Steyer hat viel in den Wahlkampf investiert

Nach Biden und Sanders haben auch die Milliardäre Tom Steyer und Michael Bloomberg Chancen auf ein gutes Ergebnis in South Carolina. So haben sich Mattie Thomas, die Vorsitzende der Vereinigung schwarzer Frauen in South Carolina, sowie Edith Childs, die vormals eine Unterstützerin Obamas und Ideengeberin für seinen Slogan “Fired Up! Ready to Go!” war, für Steyer ausgesprochen. Noch im November 2019 äußerte sich Childs überrascht darüber, dass Biden sie noch nicht nach ihrer Unterstützung gefragt hatte. Ein gutes Ergebnis dürfte sich Steyer auch deshalb erhoffen, nachdem er viele Aktivist/innen aus South Carolina zur Beratung seiner Kampagne angestellt hat und viel Geld in Unternehmen schwarzer Geschäftsleute investiert hat.

Jüngsten Umfrage zufolge unterstützen landesweit etwa 20% der schwarzen Wähler/innen Bloomberg, was ihn zu einem ernsthaften Konkurrenten für Biden macht. Das ist erstaunlich, insbesondere aufgrund seiner Rolle als ehemaliger Bürgermeister von New York City. Damals sprach Bloomberg davon, dass die meisten Straftaten von jungen, nicht-weißen Männern begangen werden und daher die Polizeipräsenz in Vierteln mit schwarzer Bevölkerungsmehrheit verstärkt werden müsse. Seine Politik führte dazu, dass eine Vielzahl von schwarzen Männern durchsucht wurden auch wenn kein Verdacht gegen sie bestand. Kurz bevor er seine Präsidentschaftskandidatur bekannt gab, entschuldigte sich Bloomberg für die „Stop ad Frisk“-Politik während seiner Zeit als Bürgermeister.

Eliazbeth Warren mit geringen Chancen in South Carolina

Noch im November 2019 war Elizabeth Warren Bidens stärkste Konkurrentin im Kampf um die Stimmen schwarzer Wähler/innen. So erntete sie etwa viel Zuspruch für ihre Anmerkung, dass sich bei den Vorwahlen der Demokraten zwar viel um die Unterstützung schwarzer Wähler/innen drehe, die Debatten jedoch meist von Themen wie Strafjustiz und der relativen Beliebtheit der Kandidat/innen bei Schwarzen bestimmt würden. Bei den letzten Vorwahlen in Nevada hat sie zwar nach Sanders und Biden die meisten Stimmen der schwarzen Wähler/innen bekommen, lag jedoch deutlich hinter ihren beiden Konkurrenten. Laut Umfragen unterstützen nur etwa 7% der schwarzen Wähler/innen in South Carolina Warren. Ihre geringen Aussichten auf eine breite Unterstützung in South Carolina wird auch darauf zurückgeführt, dass Schwarze in der Vergangenheit einen eher pragmatischen Wahlansatz gewählt haben und sich für die Person entschieden haben, die die aussichtsreichsten Chancen hatte, die Präsidentschaft zu gewinnen. Dieses Jahr geht es also erneut darum, der/die Kandidat/in zu unterstützen, der/die eine zweite Amtszeit Trumps verhindern kann.

Pete Buttigieg wird wenig Bezug zur Situation der schwarzen Wähler/innen nachgesagt

Pete Buttigieg werden bei dem Kampf um die Stimmen bei der Vorwahl in South Carolina nur geringe Chancen prognostiziert. Bisher konnte er Afroamerikaner kaum überzeugen, sich für ihn zu entscheiden. Auch wenn die Bedeutung der Unterstützung anderer bekannter schwarzer Personen als nicht ausschlaggebend für die Wahlentscheidung eingeschätzt wird, haben sich landesweit bislang lediglich sechs schwarze Mandatsträger für Buttigieg ausgesprochen. Seine Umfragewerte unter Schwarzen liegen in South Carolina bei 0%. Dementsprechend dürften auch seine Kampagnen, in denen die Leistung schwarzer Veteranen betont wird, wenig Einfluss auf das Wahlergebnis am kommenden Samstag haben. Seine jüngste Kampagne geht grundlegend davon aus, dass er lediglich zu unbekannt sei und daher bisher kaum Unterstützung erhielt. Vielmehr aber wird er unter Afro-Amerikaner/innen kritisch gesehen, weil sein Kabinett als Bürgermeister von South Bend nur mit Weißen besetzt war und ihm ein fehlender Bezug zu der Situation vieler Schwarzer in den USA nachgesagt wird.

Biden unter Druck

Bei der Vorwahl in South Carolina steht vor allem für Biden viel auf dem Spiel. Nur wenn er es hier schafft, die große Mehrheit schwarzer Wähler/innen für sich zu gewinnen, wird er noch weiter relativ gute Aussichten im Rennen um die Nominierung der Demokraten haben. Falls aber South Carolina für ihn zu keinem guten Ergebnis führt, könnte seine Kandidatur endgültig an Fahrt verlieren.