„Nicht von Pseudolösungen ablenken lassen“

Interview

Barbara Unmüßig, Stiftungs-Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, spricht über radikal-realistische Strategien in der Klimapolitik, um den Temperaturanstieg auf 1,5°C zu beschränken. Mehr zu radikal-realistischen Klima-Lösungen auch in unserem Dossier.  

Barbara Unmüßig, Stiftungs-Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung

In wenigen Tagen veröffentlicht der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) seinen Sonderbericht zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 1.5°C über vorindustriellem Niveau. Dieser Sonderbericht wurde 2015 beim Pariser Klima-Gipfel in Auftrag gegeben und soll sowohl die zu erwartenden Folgen des Klimawandels bei 1.5°C globaler Erwärmung wie auch Lösungspfade aufzeigen. Schon im Vorfeld hat es zum Teil heftige Debatten um den Bericht gegeben – warum?

Der Weltklimarat ist ein UN-Gremium, in dem hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Erkenntnisse zum Klimawandel und seinen Folgen und möglichen Pfaden zur Lösung der Klimakrise zusammentragen. Gleichzeitig ist der IPCC auch ein zwischenstaatlicher Ausschuss, also auch ein politisches Gremium, das die Berichte des Weltklimarates abnehmen muss. Daher ist es nicht sonderlich verwunderlich, dass im Weltklimarat nicht nur wissenschaftlich, sondern auch politisch gerungen und verhandelt wird, mit welchen Botschaften er dann an die Öffentlichkeit geht. Im Vorfeld des Sonderberichts zum 1,5°C-Ziel, der in wenigen Tagen erscheinen wird, wird heftigst diskutiert, ob und wie dieses ambitionierte Ziel zu erreichen ist.

Die Einschätzungen variieren. Die einen sagen: Ja, das 1,5°C-Ziel kann erreicht werden, wenn alle zur Verfügung stehenden Politiken, Technologien und Instrumente – wie erneuerbare Energien, Waldschutz, Energieeffizienz sofort und überall zum Einsatz kommen und Investitionen auf der ganzen Welt ab sofort klimakompatibel ausfallen. Andere halten das 1,5°C-Ziel für praktisch nicht mehr haltbar und politisch nicht umsetzbar.

Ja, und dann ist wissenschaftlich nicht vollends geklärt, wie das Klimasystem auf die bereits ausgestoßenen Emissionen reagieren wird und wie akkurat das angenommene verbleibende CO2-Budget für 1,5°C berechnet ist. Ein größerer Konflikt rankt sich zudem um das, was „negative Emissionen“ genannt wird. Dabei geht es immer darum, mit welchen Maßnahmen und/oder Technologien, und in welchem Umfang der Atmosphäre CO2 wieder entzogen werden kann. Wie dies geschieht, wird definitiv ein sehr strittiger Punkt bleiben.

Barbara Unmüßig, geboren 1956 in Freiburg i. Breisgau, Politologin (Otto-Suhr-Institut, Freie Universität Berlin) ist seit 2002 Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. 

Sie verantwortet unter anderem die Arbeit des Gunda-Werner-Instituts für Feminismus und Geschlechterdemokratie. Zudem ist sie die Juryvorsitzende des Anne-Klein-Frauenpreises, der jährlich an Frauen vergeben wird, die mutig und hartnäckig für Menschenrechte, Gleichberechtigung und sexuelle Selbstbestimmung eintreten. 

Mehr über Barbara Unmüßigs Leben, Arbeit und Engagement.

Ist der Unterschied in den Folgen zwischen dem 1,5- und dem 2°C-Ziel tatsächlich so groß?

Ja, auf jeden Fall ist der Unterschied sehr groß. Bei 2°C, so die Prognosen der Klimaforschung, werden zum Beispiel alle Korallen verschwinden. Bei 1.5°C können eventuell 30 Prozent überleben. Gravierend sind die Unterschiede vor allem auch für die Menschen. Die Berechnungen für den Anstieg des Meeresspiegels fallen natürlich unterschiedlich aus. Bei 1,5°C steigt er mittelfristig um 40 und bei 2°C um 50cm, langfristig um jeweils deutlich mehr. Das mag nach nur ein paar Zentimetern klingen, macht aber einen lebensbedrohlichen Unterschied für Menschen, die in Küstenregionen und auf kleineren Inseln leben. Ob in einer 1,5- oder 2°C-Welt: Es sind immer die ärmeren Bevölkerungsgruppen, die unter Extremwetterereignissen besonders leiden, die die schwerwiegenden Veränderungen ihrer Lebensbedingungen weniger gut kompensieren können als Menschen mit mittlerem und hohem Einkommen.

Allerdings sind – wie der Sommer 2018 gezeigt hat – auch wir hier nicht immun gegen die Risiken der Klimaüberhitzung. Und klar ist, dass bei 2°C all die Extreme wie Dürre, Überflutungen, Brände, Stürme – so wie wir sie 2018 auf dem ganzen Globus erleben konnten – noch mehr zunehmen werden. Das zieht immense Schäden aller Art nach sich, für die Menschen, die Natur und ganze Volkswirtschaften. Für hunderte Millionen Menschen sind zum Beispiel ausbleibender oder eben zu viel Regen eine existentielle Bedrohung, weil die Nahrungsmittelproduktion nicht mehr funktioniert.

Jenseits von 2°C ist es zudem sehr wahrscheinlich, dass zentrale sogenannte „Kipppunkte“ im Klimasystem erreicht werden, wie zum Beispiel das Versiegen des Golfstroms oder das Tauen des Permafrostes, was noch zusätzlich gigantische Mengen klimaschädlichen Methans freisetzen würde – eben diese Kippunkte können eine Kettenreaktion sich gegenseitig verstärkender Prozesse auslösen, die die Erde dann sogar auf Kurs einer globalen Durchschnittstemperatur von 4-5°C über vorindustriellem Niveau bringen können. Diese Szenarien möchte ich mir gar nicht ausmalen müssen. Es dürfte kaum noch eine menschenfreundliche Lebenswelt sein!

Lassen sich die 1,5°C als Ziel überhaupt noch erreichen – und wie realistisch ist eine Strategie für ein 1,5°C-Ziel, wenn einer der größten Emittenten – die USA – komplett ausgestiegen ist und auch wir in Deutschland als vermeintliches klimapolitisches Musterländle unsere Emissionen nicht in den Griff kriegen?

Den Pariser Beschluss von 2015 ernst zu nehmen heißt, dass wir schon im Jahr 2020 den sogenannten Scheitelpunkt an globalen CO2-Emissionen erreicht haben müssten. Danach müssten sie kontinuierlich sinken. Diese klare Vorgabe von Paris wird aber von kaum einer Regierung oder den wichtigsten Wirtschaftsbossen umgesetzt. Die notwendige radikale und zügige Dekarbonisierung der Weltwirtschaft findet aktuell nicht statt, obwohl erneuerbare Energien auch dank der deutschen Vorreiterrolle in den ersten 15 Jahren dieses Jahrhunderts nun sehr billig sind.

Leider werden überall auf der Welt – vor allem in Asien – neue Kohlekraftwerke gebaut, große Frackingprojekte, vor allem in Lateinamerika geplant und weitere fossile Lagerstätten, ob Erdöl oder Gas, erschlossen. Es ist eine hervorragende Nachricht, dass mittlerweile die Investitionen in erneuerbare Energien diejenigen in fossile übertreffen. Es ist wunderbar, wenn sich wie zuletzt in San Francisco beim „Global Climate Action Summit“ Basisorganisationen, Umweltorganisationen, Bürgermeister/innen und Unternehmen für ambitionierte Klimaziele aussprechen und der globalen Allianz für den Kohleausstieg immer mehr Menschen, Kommunen und Regionen beitreten. Diese sehr positiven Entwicklungen werden jedoch durch weitere Milliarden Investitionen in CO2-intensive Infrastruktur konterkariert. Diese Investitionen müssen dringend in klimakompatible Projekte fließen, wenn 1,5°C noch ein Ziel bleiben sollen.

Die Rodung des Hambacher Forsts, die Tatsache, dass Deutschland Braunkohleverbrenner Nr. 1 in der Welt ist und nur zögerlich den Ausstieg vorbereitet, und gleichzeitig einer der größten Investoren in Erneuerbare ist, steht genau für diesen Trend: einerseits ein fossiles Weiter so wie bisher und gleichzeitig ein beachtlicher Ausbau der Erneuerbaren.

Die chinesische Belt and Road Initiative ist ein anderes Beispiel für dieses Paradox. Während in China erneuerbare Energien und Elektromobilität stark gefördert werden, werden mit chinesischen Geldern Kohlekraftwerke in zahlreiche Länder exportiert. Aber auch Japan – im nächsten Jahr Träger der G20-Präsidentschaft – ist in der internationalen Kohlefinanzierung sehr stark engagiert und baut im eigenen Land mehrere Kohlekraftwerke.

Was wird denn zurzeit international vor allem an Maßnahmen diskutiert oder vorgeschlagen, um die 1,5°C auch unter den gegebenen Umständen noch zu erreichen?

Die tatsächlichen Lösungen der Klimakrise liegen vor uns auf dem Tisch. Wir alle wissen: Die Treibhausgasemissionen müssen schneller und ambitionierter reduziert werden. Das heißt ganz konkret: raus aus den fossilen Brennstoffen, aus der fossilen Mobilität und vor allem auch der agroindustriellen Landwirtschaft, die entlang ihrer gesamten Produktionskette für bis zu 44-45 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich ist – also inklusive Produktion und chemischen Düngemitteln, Transport, Verarbeitung und Verpackung, aber auch Lagerung und Kühlung in Supermärkten sowie Nahrungsmittelverschwendung. Die Abholzung der Wälder für Viehweiden und unser Holz- und Papierhunger muss dringend gestoppt werden. Damit werden Treibhausgase freigesetzt und unermesslich Schätze unserer biologischen Vielfalt zerstört. Das sind die Hebel, bei denen wir jetzt ansetzen und eine radikale Trendumkehr vorantreiben müssen.

Stattdessen beflügelt die Idee, Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen zu können die Phantasien von Politik und Wissenschaft. Biomasse bindet CO2. Können wir diesen natürlichen Prozess noch besser nutzen? Ja, das ginge, indem wir ab sofort und mit allen gebotenen Mitteln Ökosysteme, Wälder, Moore und die Ozeane schützen, damit sie weiterhin als sogenannte CO2-Senken wirken können. Stoppen wir also sofort die globale Abholzung, renaturieren wir Ökosysteme, wo immer das möglich ist? Damit könnten wir Klima- und Biodiversitätsschutz in einem befördern. Über diesen Ansatz hinaus gibt es allerdings auch Überlegungen, durch Monokulturen mit schnell wachsenden Pflanzen noch mehr Kohlendioxid zu binden – und damit gleichzeitig Energie zu gewinnen. Das wird unter dem Kürzel BECCS – das heißt „Bioenergy with Carbon Capture and Storage“ – diskutiert. Wir bauen Pflanzen an, stecken sie in ein Biomassekraftwerk, um Energie herzustellen. Das bei der Verbrennung entstehende CO2 filtern wir heraus und lagern es dann im Untergrund ab. Ein anderer, ebenso riskanter Ansatz in diese Richtung ist die Düngung der Meere mit Eisen, um Algenwachstum anzuregen.

Oder wir versuchen selber und direkter mit Technologien am Thermostat zu drehen, indem wir die Sonneneinstrahlung beeinflussen, also z.B. Sulfate in großen Mengen und als Strahlungsfilter in die obere Atmosphäre blasen. Das wäre Wahnsinn, denn dies müsste auf nahezu ewige Zeit fortgeführt werden. Falls einmal durch Kriege oder andere Umstände diese Technologie versagt, würde die globale Temperatur sprunghaft ansteigen.

Wo genau liegen die zentralen Probleme und Widersprüche dieser Technologien?

Mit diesem Geoengineering will der Mensch großmaßstäblich in das Erdsystem eingreifen ohne eigentlich zu wissen, was er damit auslösen kann. Und das Experiment findet nicht im Labor, sondern gleich am „lebenden Objekt“ statt.

Mit dem, was es an Überlegungen zum Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre durch Biomasse gibt, ist vor allem das Problem rund um die Landflächen verbunden. Wenn in großem Maßstab Biomasse eingesetzt wird, dann braucht es dafür riesige Landflächen, die fallen dann für die Nahrungsmittelversorgung weg. Und wie schon gesagt, der Verlust der Biodiversität würde noch dramatischer voranschreiten.

Alle Geoengineering-Technologien, ob an Land, in den Ozeanen oder in der Atmosphäre, bergen das Risiko verheerender und potentiell irreversibler Auswirkungen. Sie sind alles andere als eine soziale und ökologisch verantwortbare Lösung für den Klimawandel. Phantomtechnologien nähren stattdessen die Illusion, dass wir weitermachen können wie bisher, ohne den Kern des Problems – die Emissionen selbst – anzugehen.

Was wären die Potentiale alternativer oder – besser gesagt – tatsächlich sozial-ökologisch nachhaltiger Maßnahmen und Strategien, wie lassen sich konkret die meisten Emissionen am schnellsten reduzieren?

Wie schon erwähnt – und das wird uns der IPCC Sonderbericht hoffentlich bestätigen – haben wir jetzt die Wahl, den Strukturwandel für eine dekarbonisierte Weltwirtschaft einzuleiten und noch eine reelle Chance, ein Leben mit biologischer Vielfalt zu erhalten. Nullemissionen, das klingt so nach einem Ding der Unmöglichkeit – und doch haben wir den atemberaubenden Aufstieg der Erneuerbaren erlebt, wie auch die Revolution von Speichertechnologien, die gerade stattfindet. Ob in der Landwirtschaft oder im Bereich Verkehr: Wir haben unzählige lokale, regionale und globale Lösungen, die bereits jetzt einsetzbar sind, und die auf Ansätzen und Technologien aufbauen, die erprobt und sicher sind. Mit einer großen Kraftanstrengung ist es möglich, die globale Erderwärmung auf 1;5°C zu begrenzen – und es ist möglich, dabei sozial gerechte und ökologisch nachhaltige Ansätze und Lösungen zu verfolgen, die Menschenrechte, Landrechte und die Rechte Indigener Bevölkerungen schützen.

Die Klimakrise ist ein systemisches Problem, das aus den globalen Produktions- und Konsummustern, insbesondere der Eliten und der globalen Mittelklassen entsteht. Wir müssen daher über Wirtschaftsmodelle nachdenken, die nicht auf endloses Wachstum und ewig steigenden Ressourcenverbrauch setzen. Stattdessen müssen klimaschädliche Sektoren politisch gesteuert geschrumpft und Investitionen in andere, soziale und gemeinwohlorientierte Ansätze gefördert werden. Dazu zählt vor allem ein schneller, politisch gesteuerter Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, aus der fossilen Mobilität und der agroindustriellen Landwirtschaft.

Das oben erwähnte Beispiel der industriellen Landwirtschaft zeigt, dass ein systemischer Blick auf die Klimakrise ganz neue Potentiale für Emissionsreduktionen eröffnet. Eine Abkehr vom industriellen Landwirtschaftsmodell hin zu einer kleinbäuerlichen, agrarökologischen Produktionsweise würde nicht nur unglaublich viele Emissionen einsparen, sondern auch neue Möglichkeiten bieten, CO2 in Böden und biodiversen landwirtschaftlichen Ökosystemen zu speichern.

Je schneller wir begreifen, dass wir diese systemischen Ansätze brauchen, um der Klimakrise, aber auch dem Verlust an Biodiversität und der Zerstörung von globalen Ökosystemen zu begegnen, desto weniger werden wir uns von Pseudolösungen ablenken lassen, die unter dem Begriff des Geoengineerings vorgeschlagen werden.

Was würde das denn zunächst für soziale und ökonomische Folgen in Deutschland, Europa und anderen Teilen der Welt haben? Wie lassen sich Mehrheiten dafür finden und der Übergang so gestalten, dass niemand auf der Strecke bleibt?

Eine gerechte und ökologische Transformation zu fordern, ist das eine, dafür Verbündete zu finden das andere. Das geht nur, wenn glaubwürde Alternativen für die Menschen vorliegen, die sich als Verlierer/innen des Strukturwandels sehen. Daran konkret zu arbeiten, eine Zukunft für Regionen aufzuzeigen, die heute noch vom und mit dem fossilen Modell leben und von ihm profitieren, ist die Herausforderung der Gegenwart und Zukunft.

Für viele Ökonomien im globalen Süden wäre es so von zentralem Interesse, erst gar nicht weiter in die fossile Infrastruktur einzusteigen, sondern auf sozial-ökologische Pfade zu setzen. Einige Länder bauen sich gerade erst eine fossile Struktur mit neuen fossilen Kraftwerken, Pipelines, Häfen usw. auf. Das ist aber alles andere als zukunftsfähig und mittlerweile auch meistens teurer als Erneuerbare. Das Gleiche gilt für den forcierten Ausbau der agroindustriellen Landwirtschaft, die kleinbäuerliche Strukturen überall auf der Welt zerstört. Letztere müssten aber gestärkt und unterstützt werden.

Eine Hoffnung ist die wachsende weltweite Bürgerbewegung von unten für den Klimaschutz. Die Menschen, die sich mit zivilem Ungehorsam der weiteren Klimazerstörung entgegensetzen, wie nun im Hambacher Forst; die Familien, die für mehr Klimaschutz vor Gericht ziehen und die EU verklagen, die weltweiten Proteste gegen Fracking, gegen Kohlekraftwerke; die vielen lokalen Initiativen für erneuerbare Energien, für eine Agrarwende, für mehr Fahrradverkehr und eine Verkehrswende. All das macht mir Hoffnung.

Was müsste denn nun ganz konkret als Erstes passieren – wer müsste oder sollte den Anfang machen, gerade auch mit Blick auf den internationalen Politikkontext?

In einem ersten Schritt müsste die EU nun ihr Klimaziel für das Jahr 2030 kräftig anheben von derzeit minus 40 Prozent auf mindestens 55 Prozent unter dem Niveau von 1990. Alle Staaten haben in Paris vereinbart, bis 2020 ihre Klimaziele zu überprüfen und zu verschärfen.

Es ist unverantwortlich, dass die EU hier bislang nicht voranschreitet. Viele Entwicklungsländer tun bereits heute deutlich mehr als reiche Industrieländer, wenn man sich anschaut, wie die historischen Verantwortlichkeiten und ökonomischen Möglichkeiten verteilt sind.

Umso unverantwortlicher ist es, dass sich Bundeskanzlerin Merkel vor kurzem sogar gegen einen Trippelschritt – die von der EU Kommission vorgeschlagene Anhebung auf 45 Prozent – ausgesprochen hat. Damit riskiert Merkel die internationale Runde zur Anhebung der Klimaziele bereits im Keim zu ersticken – ein beispielloses Politikversagen.

Fakt ist aber, dass alle ihre Ambitionen kräftig und zügig anziehen müssen. Klar ist auch, dass es nicht möglich ist, zu geringe Emissionsreduktionen im globalen Norden durch die Finanzierung von Klimaschutz (z.B. Waldschutz) anderswo zu kompensieren. Eine 1,5°C-Welt lässt keinen Raum für solche Kompensationsgeschäfte, nirgendwo.