„Reclaim, Recode, Reinvent“: Kunst und Aktivismus in Osteuropa

Buchvorstellung

Öffentliche Räume waren von der Sowjetzeit bis heute für die Bevölkerung in Osteuropa kaum nutzbar. Umso wichtiger sind für die Macher/innen des Buchs "Reclaim, Recode, Reinvent" künstlerische Ansätze, um diese Räume der Gesellschaft zugänglich und produktiv zu machen.

Dmitry Davlechin, ‘A One-man Protest for the Liberation from Neanderth
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Dmitry Davlechin, ‘A One-man Protest for the Liberation from Neanderthals!' 2016

Im Februar 2018 präsentierten Künstler und Kuratorinnen aus Ost- und Südosteuropa ihre subversiven Strategien in urbanen Räumen mit dem Buch „Reclaim, recode, reinvent. Urban Art and Activism in Eastern Europe“. Es wurde in der Heinrich Böll Stiftung in Berlin und Warschau der Öffentlichkeit vorgestellt. Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sich hier im Trailer zum Buch einen Eindruck verschaffen:

Reclaim, Recode, Reinvent: Urban Art and Activism in Eastern Europe - Heinrich-Böll-Stiftung

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Das Buch bündelt die Beiträge und Projekte aus dem Netzwerk „KOORDINATENSYSTEM“, in dem 2017 Kunst- und Kulturschaffende aus zwölf Ländern ihre engagierte Kunst in Berlin diskutierten. Das Potential des Netzwerks bestehe darin Internationale Kreative aus verschiedenen Fachrichtungen zusammenzubringen und gemeinsam Ideen zu entwickeln für die Veränderung des öffentlichen Raums, so die Kuratorin des Netzwerks Alexandra Goloborodko.

Sie betont die besondere Bedeutung öffentlicher Räume für Osteuropa, die bereits in der Sowjetzeit und bis heute für die Bevölkerung kaum nutzbar waren. Umso wichtiger seien künstlerische Ansätze, um diese Räume der Gesellschaft zugänglich und produktiv zu machen. Der Chefredakteur des Buches Igor Ponosov aus Moskau beschreibt das „Handbuch“ als Anleitung, um öffentliche Räume in den unterschiedlichsten Kontexten kreativ zu verändern und für die Menschen vor Ort partizipativ zu erschließen. 

Im Gespräch mit Anton Valkovsky, Kurator aus Volgograd, erfahren wir, wie leere öffentliche Rituale enttarnt werden. Liva Dudareva Gründerin des Kunstkollektiv Metasitu aus Lettland, gibt Einblick in das Projekt "14. Bezirk": Das Kollektiv erweiterte die ukrainische Stadt Slavutych um einen utopischen Bezirk. Die Stadt wurde nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl aus dem Boden gestampft. Jovanka Popova, Kuratorin aus Mazedonien, beschäftigt sich mit der Protest-Ästhetik der Farbenrevolutionen und geht dem politischen Potential sozialer Konflikte in der Entwicklung von öffentlichen Räumen nach.