Vielfaltsstudie

Die Repräsentation gesellschaftlicher Vielfalt in der Kommunalpolitik

Repräsentation ist ein elementares Fundament sozialer und politischer Teilhabe. Zugleich ist sie das grundlegende, gleichwohl nicht spannungsfreie Gestaltungselement moderner Demokratien. Sie steht für die Vertretung und Bündelung von Grundüberzeugungen und gruppenspezifischen Interessen durch Parteien sowie Parlamente im politischen Prozess. Wie ist es um die Repräsentation in den deutschen Großstädten bestellt: Sind die Kommunalparlamente genauso vielfältig wie die demografische und soziale Realität der Städte tatsächlich ist? Wie kann die Repräsentation vielfältiger werden? Welche Chancen und welche Herausforderungen sind mit vielfältiger Repräsentation verbunden?

Die drei Teile der „Vielfaltsstudie“ bieten einen tiefergehenden Blick auf verschiedene Dimensionen von Repräsentation und Vielfalt in der Kommunalpolitik.

Der dritte Teil der Studie, "Vielfalt sucht Repräsentation - Amts- und Mandatsträger*innen in der Kommunalpolitik", untersucht die Repräsentation unterschiedlicher Vielfaltsdimensionen wie Migrationsgeschichte, soziale Herkunft, Alter, Geschlecht und Behinderung in der Zusammenschau. Am 16. Oktober präsentieren wir den dritten Teil der Studie mit einer Konferenz in Berlin und Online: hier anmelden.

Die drei Teile der Vielfaltsstudie

Teil 1 - Repräsentation von Frauen in der Kommunalpolitik

Ergebnisse:

  • Im fünften Ranking zur Frauenrepräsentation in der Kommunalpolitik ist mit Offenbach eine neue Stadt Siegerin geworden
  • Die ergibt sich aus einer Kombination guter Werte in fast allen Bereichen, wobei 44,4 Prozent der Fraktionsvorsitze, 50 Prozent der Beigeordnetenposten sowie 50 Prozent der Ausschussvorsitze an Frauen vergeben sind.
  • Seit unserem ersten Genderranking deutscher Großstädte 2008 ist ein leicht positiver Trend erkennbar
  • Während die Parteien mit verbindlicher Quote (Grüne, Linke und SPD) die Zeit genutzt haben, nicht nur den Frauenanteil im Rat, sondern auch in anderen politischen Führungspositionen zu erhöhen (Ausnahme SPD beim OB), sind bei den liberal-konservativen Parteien gravierende Verschlechterungen im Führungsbereich zu konstatieren.

Teil 2 - Vielfältige Repräsentation unter Druck

Ergebnisse:

  1. Anfeindungen und Aggressionen gegen kommunalpolitisch aktive Personen sind weit verbreitet
  2. Kommunalpolitischen Amts- und Mandatsträger*innen zeigen eine bemerkenswerte Widerstandskraft:
  3. Die Anfeindungen und Aggressionen führen allerdings zu Verhaltensveränderungen bei kommunalpolitisch Aktiven
  4. Bei den Formen des Umgangs mit erlebten Beleidigungen, Bedrohungen und tätlichen Übergriffen bestehen gruppenspezifische Unterschiede

Teil 3 - Vielfalt sucht Repräsentation

Ergebnisse

  • Die Vielfalt der kommunalpolitischen Amts- und Mandatsträger*innen hat zugenommen.
  • Repräsentationslücken bleiben. Dies betrifft verschiedene soziale Gruppen in unterschiedlicher Weise:
    • Frauen machen lediglich 39 Prozent der Amts- und Mandatsträger*innen in den deutschen Großstädten aus (Anteil von 51 Prozent an der Gesamtbevölkerung).
    • Menschen mit Migrationshintergrund sind in den untersuchten Kommunen nur mit 13 Prozent politisch vertreten (Anteil von knapp 30 Prozent an der Gesamtbevölkerung)
    • Mehr als zwei Drittel der Amts- und Mandatsträger*innen in den deutschen Großstädten verfügen über einen akademischen Abschluss (Anteil von knapp einem Viertel an der Gesamtbevölkerung)

Über die Vielfaltsstudie

In welcher Weise repräsentiert sich gesellschaftliche Vielfalt auf der kommunalen Ebene? Welches Ausmaß und welche Folgen haben Anfeindungen gegen Inhaber:innen eines kommunalen politischen (Ehren-)Amtes? Inwieweit greifen Repräsentation und Bedrohung ineinander?

In Kooperation der Heinrich-Böll-Stiftung mit der Universität Duisburg-Essen und der Fernuniversität Hagen entsteht hierzu eine umfängliche empirische Studie. Diese erhebt verschiedene Dimensionen gesellschaftlicher Vielfalt und liefert Erkenntnisse zur Repräsentation sozialer und kultureller Pluralität. Zudem werden etwaige Schwierigkeiten der Amtsausübung durch Bedrohungserfahrungen thematisiert und in den Kontext verschiedener Repräsentationsdimensionen gesetzt.

Die folgende drei Dimensionen gesellschaftlicher Vielfalt finden im Rahmen der Studie besondere Beachtung:

  • die politische Repräsentation von Frauen,

  • die politische Repräsentation von Personen mit Migrationsgeschichte und von BPoC (Black and People of Color),

  • die politische Repräsentation einer sozialen Vielfalt.

Die Studie konzentriert sich auf die Situation in deutschen Großstädten (≥ 100.000 Einwohner:innen) und berücksichtigt auch deren unterschiedliche sozio-ökonomische Situation.

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