Plastik im Meer

Hintergrund

Jedes Jahr landen etwa zehn Millionen Tonnen Plastikmüll in den Weltmeeren. Schätzungsweise sind bisher insgesamt 86 Millionen Tonnen Plastik ins Meer eingebracht worden.

Plastik im Meer/ Foto: Plastikflasche schwimmt durchs Meer

Der Plastikabfall, der in unsere Ozeane gelangt, stammt aus vielfältigen Quellen. Dazu zählen küstennaher Tourismus, maritime Industrie, Schifffahrt und insbesondere Fischerei. Die größten Plastikkonzentrationen sammeln sich in fünf riesigen Strudeln im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean. Allein der sogenannte Great Pacific Garbage Patch im Nordpazifik ist ungefähr viereinhalb Mal so groß wie Deutschland. Aber nur ein Teil der Abfälle landet in den Strudeln. Plastik findet sich nahezu überall in den Meeren, inzwischen selbst in der Tiefsee und der Arktis. 39 Prozent des Plastikmülls treiben im offenen Meer, allerdings nur ein Bruchteil davon an der Oberfläche. Am Meeresboden und an den Küsten sammeln sich knapp 34 Prozent, während fast 27 Prozent in den Küstengewässern schwimmt.

Aber nicht nur die Weltmeere leiden unter der Plastikflut, auch die europäischen Meere sind bereits stark durch Plastikteile verschmutzt. Obwohl das Mittelmeer nur ein Prozent der weltweiten Gewässer ausmacht, beherbergt es sieben Prozent des globalen Mikroplastiks. Hier stammt der Müll vor allem von den Stränden, während er in der Nordsee hauptsächlich auf die Fischerei zurückzuführen ist. Ein Großteil des Plastiks wird über Flüsse in die Meere gespült. Der Plastikeintrag von Flüssen ist allerdings nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentriert sich auf zehn große Flüsse, vor allem in Asien. Das bedeutet aber nicht, dass nur Asien für das Problem verantwortlich ist, denn viele westliche Industrienationen exportieren ihren Plastikmüll in asiatische Länder, wo er entweder verbrannt wird oder aber in der Umwelt und damit letztendlich auch im Meer landet.

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Global sind über 3.000 marine Tierarten von unserem Plastikmüll beeinträchtigt. Seevögel verschlucken Plastikteile und verbauen Kunststoff in ihren Nestern, vor allem Reste von Fischernetzen. Viele verstricken sich darin oder verhungern bei vollem Magen. Eissturmvögel beispielsweise sammeln im Laufe ihres Lebens eine Plastikmenge in ihrem Magen an, die bei Menschen einem ganzen Teller voller Plastik entsprechen würde. Auch Schildkröten, Fische und Meeressäuger verfangen sich in Plastiktüten und Fischernetzen und verenden qualvoll. Andere Meeresbewohner wie Fische und Muscheln, die nicht zwingend an Plastik sterben, nehmen Mikroplastik und Giftstoffe durch ihre Nahrung und das Meerwasser auf. Nicht selten landen sie wiederum auf unseren Tellern.

Die Wirtschaft schiebt die Verantwortung für die Plastikflut den Konsument/innen zu und deklariert das Problem als eines der Abfallentsorgung. Doch mit Hilfe zahlreicher Organisationen und Menschen, die weltweit den Plastikwahnsinn aufdecken und kritisieren, kommt allmählich Bewegung in die Plastiklobby. Sogenannte „Brand Audits“ sortieren und zählen den Plastikmüll an Stränden und anderswo nach Marken bzw. Herstellern. Dadurch wird sichtbar, welche Unmengen an problematischem und unnötigem Kunststoff diese Unternehmen produzieren und wie viel davon in der Umwelt landet.

2018 wurden vom Anti-Plastik-Netzwerk „Break Free From Plastic“ 239 solcher Zählungen in 42 Ländern durchgeführt. Plastikflaschen von Coca-Cola verursachten den größten Anteil aller gesammelten Plastikteile, was nicht überrascht, wenn man sich vor Augen führt, dass Coca-Cola pro Jahr 88 Milliarden Plastikflaschen produziert. Seit ihre Marken direkt mit dem Plastikmüll in Zusammenhang gebracht wurden, haben einige Konzerne begonnen, sich freiwilligen Zielen zu verpflichten. Diese bleiben aber weit hinter den tatsächlich notwendigen Maßnahmen zurück, um die Plastikkrise in den Griff zu bekommen. Der Druck auf die Plastikindustrie von Konsument/innen, Zivilgesellschaft und Politik muss weiterhin steigen, um das Problem an der Wurzel zu bekämpfen.