Südasiatische Perspektiven auf den Westen: Pankaj Mishra und Nadeem Aslam
Der Historiker und Autor Pankaj Mishra stammt aus dem Norden Indiens und ist für seine kritischen Analysen unserer Gesellschaft bekannt. Der Schrifsteller Nadeem Aslam wurde in Pakistan geboren und lebt heute in seiner neuen Heimat England. Beide wurden mehrfach für ihre literarischen Werke und essayistischen Veröffentlichungen ausgezeichnet. Im Gespräch mit der Journalistin und Autorin Charlotte Wiedemann gaben sie am 12. September 2014 einen tiefen Einblick in die Entwicklung Asiens und reflektieren vor diesem Hintergrund die Entwicklung des Westens und Europas.
Über die Autoren:
Pankaj Mishra wurde 1969 in der nordindischen Stadt Jhansi geboren. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Allahabad und Englische Literatur an der Jawaharlal-Nehru-Universität in Delhi. Anschließend verfasste er Rezensionen für Zeitungen, später Essays, Kritiken und Kolumnen für amerikanische und britische Publikationen (u. a. The New York Times, The Guardian, Harper’s, The New Yorker).
Nachdem er in dem Band "Temptations of the West" (2006; dt. "Lockruf des Westens", 2011) die Paradoxien westlicher Modernisierungstendenzen in Süd- und Zentralasien offengelegt hat, untersucht er in der gefeierten, zwei Jahrhunderte umspannenden Abhandlung "From the Ruins of Empire. The Revolt Against the West and the Remaking of Asia" (2012; dt. "Aus den Ruinen des Empires", 2013) die binäre Differenzierung zwischen Ost und West aus asiatischer Sicht anhand der Biografien von Jamal al-Din al-Afghani, Liang Qichao und Rabindranath Tagore. 2013 wurde er dafür mit dem Crossword Book Award in der Kategorie Sachbuch und 2014 mit dem Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung ausgezeichnet.
Nadeem Aslam wurde 1966 in der pakistanischen Metropole Gujranwala geboren. Während des Regimes von Generals Zia-ul-Haq musste die Familie, als er 14Jahre alt war, aufgrund der politischen Überzeugungen des Vaters nach England emigrieren. An der University of Manchester studierte er mehrere Semester Biochemie sowie Literaturwissenschaft, gab das Studium allerdings zugunsten seiner Schriftstellerkarriere auf.
Aslams jüngstes Werk "The Blind Man’s Garden" (2013; dt. "Der Garten des Blinden", 2014) greift die punjabische Tragödie "Heer Ranjha" auf und lässt sie neu interpretiert vor dem Hintergrund des Kriegs gegen den Terror in die Handlung einfließen. Zeitlos und aktuell zugleich mäandert der Erzählstrom zwischen den Charakteren in der Grenzregion von Pakistan und Afghanistan. In Rezensionen als ausgereiftestes Werk Aslams gefeiert, wurde der Roman für die Shortlist des DSC Prize for South Asian Literature 2014 nominiert.