Grafik Infobrief Plastikverschmutzung. Kreislauf aus Produktion, Nutzung und Verbrauch, Abfallmanagement und Recycling, Abfallentsorgung, Rohstoffgewinnung
Infobrief

Globale Plastikverschmutzung stoppen

Feministische Perspektiven für geschlechtergerechte Ansätze zur Eindämmung der Plastikflut
Kostenlos

Die Plastikverschmutzung ist ein globales Problem. Jede Minute wird die Menge eines Müllwagens voll von Plastikabfall in unseren Ozean geworfen. Rund 7 Milliarden der über 10 Milliarden Tonnen Kunststoff, die zwischen 1950 und 2020 produziert wurden, landen als Kunststoffabfall auf Deponien und in der Umwelt. Mit diesen Eindrücken wurden die ersten Verhandlungen zur Schaffung eines weltweit verbindlichen Abkommens zur Eindämmung des enormen Plastikabfalls im November 2022 eröffnet. Das Umweltprogramm der Vereinten
Nationen (UNEP) warnt davor, dass die ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Risiken von Kunststoffen mittlerweile ebenso groß und belastend sind wie die Folgen des Klimawandels, wie der Verlust von Ökosystemen und die Ausbeutung von natürlichen Ressourcen.

Das Bewusstsein für die Zerstörung, die durch Plastikmüll angerichtet wird, wächst bei vielen Menschen ebenso wie bei politisch Verantwortlichen. Doch was hat das Plastikproblem mit
der Ungleichheit der Geschlechter zu tun? Inwiefern betreffen seine Auswirkungen Menschen verschiedener Geschlechter unterschiedlich und warum kann dieses Umweltproblem soziale
Benachteiligung und bereits bestehende Diskriminierung verstärken?

Die Plastikverschmutzung verändert nicht nur Lebensräume und verringert die Fähigkeit der Ökosysteme, sich an den Klimawandel anzupassen, sondern wirkt sich beispielsweise direkt auf die Möglichkeiten von Millionen Menschen aus, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Das wiederum zwingt uns, auf die gesellschaftliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern,
insbesondere zwischen Frauen und Männern zu schauen. Denn Frauen sind weltweit in sehr viel höherem Maße in ihren Haushalten für die Überlebenssicherung verantwortlich. Zugleich
ist ihr Zugang zu Ressourcen wie Land, Wasser und Krediten stark eingeschränkt. Sie arbeiten sowohl in der Landwirtschaft, im Fischfang, aber auch in der Industrie im Kleinhandel und im
informellen Sektor. Der Verlust von fruchtbaren Böden und die Verseuchung von Gewässern und Küsten betrifft sie unmittelbar und existentiell.

Doch die Plastikkrise ist größer und die globalen Ausmaße der schleichenden Zerstörung werden nicht durch die Zahlen des Plastikabfalls deutlich. Wir sehen buchstäblich nur die Spitze des Müllbergs. Denn Plastik ist entlang seines gesamten „Lebenszyklus“ problematisch. Umweltorganisationen und die globale Bewegung „Break Free From Plastic“ (BFFP) fordern deshalb längst, dass die Gefahren, die von Kunststoffen für Menschen und Umwelt ausgehen, in jeder Phase dieses Kreislaufs benannt und gebannt werden: angefangen bei der Gewinnung der fossilen Rohstoffe, über die Produktherstellung und die Nutzung bis zu dessen Verwertung und Entsorgung. Mit einem kritischen Blick auf die Phasen der in Plastik steckenden fossilen Rohstoffe und auf die anwachsende Produktion von Kunststoffen haben die zivilgesellschaftlichen Aktivist*innen erreicht, dass die Verantwortung der Plastikindustrie sichtbar wird. Diese wiederum will die öffentliche Aufmerksamkeit auf das oft kleinteilige Abfallmanagement und Recycling lenken.

Auch aus feministischer Sicht ist eine kritische Betrachtung des gesamten Plastikkreislaufs entscheidend, wenn das Plastikproblem nicht auf die Konsument*innen und deren Nutzungsverhalten oder auf schädliches Mikroplastik in Kosmetikartikeln reduziert werden soll. Vielmehr ist jede Phase des Plastikzyklus durch unterschiedliche geschlechtsspezifische
Erfahrungen und Betroffenheit gekennzeichnet. Von der Petrochemie und dem Mikroplastik bis hin zu Müllexporten und dem Abfallmanagement: der Lebenszyklus von Plastik wirkt sich unterschiedlich auf die Geschlechter aus. Erst, wenn aufgedeckt wird, inwiefern die  Strukturen sozialer Diskriminierung und Geschlechterungleichheit zum Plastikproblem beitragen können und inwiefern auch umgekehrt, die Plastikkrise gesellschaftliche Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern verstärkt, können sozial gerechte Lösungen
gegen die ökologische Zerstörung entwickelt werden.

Produktdetails
Veröffentlichungsdatum
Februar 2023
Herausgegeben von
Heinrich-Böll-Stiftung, Globale Einheit für Feminismus und Geschlechterdemokratie
Seitenzahl
12
Lizenz
Sprache der Publikation
deutsch
Inhaltsverzeichnis

Einführung

FOKUS - Die globale Plastikkrise betrifft Frauen und diskriminierte Gruppen in gleicher Weise

  • Rohstoffausbeutung: zu Lasten lokaler Gemeinschaften und Frauen
  • Produktion: Giften permanent ausgesetzt
  • Nutzung und Verbrauch: Gesundheitsrisiken durch Hygiene und Schönheitsstandards
  • Abfallmanagement und Recycling: Aufräumen am Ende der Plastikwertschöpfungskette
  • Abfallentsorgung: Müllexporte sind nicht geschlechtsneutral

EINBLICKE - Von der Mülltrennung zum Machtgewinn

  • Wie globale Umwelt-Akteur*innen Plastikbekämpfung, Umweltgerechtigkeit und Anti-Diskriminierung verbinden

OUTLOOK - Verantwortung übernehmen

  • Gegen die Plastikflut und für Geschlechtergerechtigkeit
Ihr Warenkorb wird geladen …