Presseeinladung

Drei Jahre nach Hanau - eine Zwischenbilanz politischer Konsequenzen

Veranstaltung: Donnerstag, 16. Februar, 16.00 – 19.00 Uhr (MEZ)

Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstr. 8, 10117 Berlin  Anmeldung oder im Livestream

Der rechtsterroristische Anschlag in Hanau, bei dem ein Rassist neun junge Menschen ermordete und danach seine Mutter und sich selbst tötete, jährt sich am 19. Februar 2023 zum dritten Mal. Der Hanauer Anschlag geschah nur wenige Monate nach dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dem antisemitischen und rassistischen Attentat in Halle.

Er löste eine längst überfällige Debatte über die Bedrohung unserer vielfältigen Gesellschaft und unserer Demokratie durch rechte Gewalt aus. Dabei wurde auch immer dringender die Frage gestellt, welche rechten Strukturen und ideologischen Allianzen solche Gewalttaten ermöglichen.

Gleichzeitig gerieten die Sicherheitsbehörden selbst immer wieder in die Kritik, den Rassismus in den eigenen Reihen nicht konsequent genug zu bekämpfen und Fehler aus der Vergangenheit, insbesondere im Umgang mit Angehörigen, Überlebenden und Betroffenen rechter Gewalt, zu wiederholen. Seit 2021 beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des hessischen Landtags mit der Frage, ob es vor, während und nach der Tat in Hanau zu Behördenversagen gekommen ist. Zivilgesellschaftliche Initiativen, Angehörige und Unterstützer:innen setzen sich noch immer für Aufklärung, Gerechtigkeit, Konsequenzen und ein würdiges Erinnern ein.

Die neue Bundesregierung hat sich die Bekämpfung von rechter Gewalt auf die Agenda gesetzt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnet Rechtsextremismus als die „größte extremistische Bedrohung unserer Demokratie“ und legte im März 2022 einen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus vor. Darin werden ein ganzheitlicher Ansatz und eine ressortübergreifende Gesamtstrategie für die Bekämpfung von Rechtsextremismus angekündigt. Doch wie steht es um die Umsetzung der bisher geplanten Maßnahmen?

In der Veranstaltung "Drei Jahre nach Hanau" diskutieren wir im 1. Teil mit dem renommierten Rechtsextremismusforscher Wilhelm Heitmeyer über das Modell eines konzentrischen Eskalationskontinuums. In seinem Buch "Rechte Bedrohungsallianzen" zeigt er anhand aktueller Beispiele, wie sich innerhalb dieses Kontinuums Allianzen herausbilden und wie diese die offene Gesellschaft immer stärker bedrohen.

Im 2. Teil des Abends ziehen Expert:innen aus Politik, Behörden und Zivilgesellschaft eine Zwischenbilanz der politischen Konsequenzen seit Hanau.

Mit u. a.

  • Serpil Temiz Unvar mit einer Videobotschaft aus Hanau – Gründerin der Bildungsinitiative Ferhat Unvar in Hanau; Mutter von Ferhat Unvar
  • Nadire Y. Biskin, Schriftstellerin (u.a. "Ein Spiegel für mein Gegenüber")
  • Wilhelm Heitmeyer, Rechtsextremismusforscher, Soziologe, Erziehungswissenschaftler, Herausgeber des Buchs "Rechte Bedrohungsallianzen"
  • Misbah Khan, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
  • Esther Dischereit, Lyrikerin und Schriftstellerin (u.a. "Hab keine Angst, erzähl alles!")

Moderation: 

  • Sabine am Orde, Innenpolitische Korrespondentin der taz

Pressekontakt:
Vera Lorenz
T 030-28534-217
E lorenz@boell.de