Revolution Schwarze Selbstliebe

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Revolution Schwarze Selbstliebe Part I

Die gute Schwarze Frau hört nie auf zu lächeln,
denn das Image darf nie brechen.

Die gute Schwarze Frau sei eine, die nickt.
Die bloß nicht zu viele Männer und vor allem nicht mit ihren Köpfen fickt.
Die gute Schwarze Frau ist eine, die nicht ständig streitet.
Und nicht schon wieder ihre politische Meinung ausweitet.

Die ihr volles Afrohaar bei Konzerten zu einem Dutt bindet, sich also nicht zu sehr ausbreitet.
Sie ist eine von den Guten, wenn sie ruhiger ist und nicht so viel Raum einnimmt.
Ihre leichte, zurückhaltende Art ist, was ihre Sympathie bestimmt.

Egal mit welchen Emotionen, ob Freude, Trauer oder milder Wut sie weiß, wie man sich verhält, ist aber natürlich deshalb nicht 24/7 auf der Hut.
Die gute Schwarze Frau hat einen weißen Freund und kriegt mit ihm so süße Kinder.
Und wenn sie auf die angesprochen wird, lächelt sie entzückt, genau wie auf ihren Fotos damals bei Tinder.
Sie freut sich, wird sie in einer Direktnachricht mal wieder als „exotisch“ benannt,
denn die gute Schwarze Frau hat das positive Kompliment in dieser Nachricht sofort erkannt.
Die gute Schwarze Frau macht für ihren Freund extra jeden Morgen einen Orangensaft,
und spricht nie darüber, dass es sie kostet all ihre Kraft,

einem Ideal zu entsprechen, welches absoluter Unterdrückung entspricht,
aber das die einzige Möglichkeit ist, die ihren dominanzgesellschaftlichen Aufstieg verspricht.
Die gute Schwarze Frau darf niemals, wirklich niemals schwächeln,
die gute Schwarze Frau hört nie auf zu lächeln.

Die gute Schwarze Frau begreift hoffentlich irgendwann, wie schlecht diese Gesellschaft zu ihr ist,
und dass der Mythos der guten Schwarzen Frau ein Monster ist, dass sie jeden Tag wieder
auffrisst.

Revolution Schwarze Selbstliebe Part II

Der größte Teil meines Anpassungswunsches ist gestorben,
in dem Gesellschaftssystem, so wie es jetzt ist,
werde ich mich nie fühlen aufgehoben.

Im Gegensatz dazu scheint es fast so, als sei das Leben für Privilegierte nur ein Gesellschaftsspiel,
„Mensch, ärger dich doch nicht darüber, dass deine Figur in die Marginale fiel.“
Es ist höchste Zeit die Karten zu tauschen
und jenen zu lauschen,

denen es bisher nur erlaubt war als unbeachtete Beobachter*innen zu fungieren.
Nur wenn jenen, deren Erfahrungen den Diskurs fundieren,
zugehört wird und ihnen Möglichkeiten gegeben wird aktiv zu agieren,
erst dann kann ein ansatzweise antirassistisches Gesellschaftssystem funktionieren.

Wie realistisch das ist, dass ich das noch erlebe?
Ich arbeite daran, dass ich die Hoffnung nicht aufgebe,

aber anstatt, dass ich weiße Menschen jeden Tag mit letzter Mühe belehre,
träume ich von einer Zukunft, in der ich internalisierte Schreckenszweifel mehr und mehr entbehre,
sodass ich irgendwann vollkommene Selbstliebe und Selbstakzeptanz anstrebe.

Revolution Schwarze Selbstliebe Part III

Ob sie wohl meine Worte hören hinter all ihren Projektionen?
Vor nicht allzu langer Zeit
haben ihre Vorfahren meine Ancestors und mich als Sündenbock auserkoren.

Viel zu lange bin ich vor all den Stereotypen geflohen
und so wurde ich täglich neu als Roboter geboren.
Mein Körper gilt als ihre Zuschreibungsfläche
und flächendeckend erfasst ihn noch immer ab und an ein Gefühl der Schwäche,
an dem ich aber nicht zerbreche,
auch wenn mich die Last der Diskriminierungserfahrungen an manchen Tagen fast umbräche.
Jetzt habe ich Wege gefunden, um meinen Körper wieder zu stärken,
auch ohne ihn unter der druckausübenden Definition der „Strong Black Woman“ zu vermerken.
Um akzeptiert zu werden strebte ich viel zu lange nach Perfektion,
um dann zu erkennen: Anerkennung von Weißen ist absolut kein Lohn.
Sie hörten nie meine Worte hinter ihrer Projektion,
aber ich entkomme trotzdem ihrer Aggression
und meine selbstsichere Emanzipation
ist eine laute, selbstliebevolle Schwarze Revolution.