X wie X-Berg: Kreuzberg als Mythos - mit Mark Terkessidis

Wir bitten den Publizisten Mark Terkessidis um eine kulturelle Vermessung des Ortes und seiner Legenden. Wir fragen: Worin genau besteht Kreuzbergs Mythos?

Haustür mit Graffiti

Sicher, heute ist alles anders als in den seligen 80er Jahren, von denen die Nachgeborenen nur die popkulturellen Ikonen kennen - Herr Lehmann und Seyfried, Liebling Kreuzberg, Yok und Ton Steine Scherben. Trotzdem sind die zehn Quadratkilometer zwischen Halleschem Tor und Oberbaumbrücke noch immer mehr als einfach ein besonders diverser Stadtteil. Berlin-Kreuzberg, das ist das Nebeneinander von arm und reich, von Geflüchteten, Zugezogenen und Alteingesessenen. Die multiethnische, multireligiöse Gesellschaft und ihre Widersprüche, Immobilienspekulation und Protestkultur, Tourismus und Urban-Gardening – nebeneinander, miteinander, gegeneinander.

All das wird anscheinend vom Mythos Kreuzberg zusammengehalten. Es ist die Selbsterzählung des Stadtteils, die ihn für viele Menschen so anziehend macht. Politisch ist er ein höchst umstrittenes Symbol. Während die einen in Kreuzberg die Inspirationsquelle für ein multikulturelles Zusammenleben sehen, scheint für die anderen hier das Herz des „links-grün-versifften“ Deutschlands zu schlagen.

Wir bitten den Publizisten Mark Terkessidis um eine kulturelle Vermessung dieses Ortes und seiner Legenden. Wir fragen: Worin genau besteht Kreuzbergs Mythos? Welche Funktionen erfüllt er für das Zusammenleben im Stadtteil? Verdeckt er Probleme? Oder lassen sich die Widersprüche, die hier aufeinandertreffen, nur in einer solchen Erzählung einhegen?

Mit:

  • Mark Terkessidis
     

Mark Terkessidis lebt in Kreuzberg. Er ist Publizist und Migrationsforscher. Zuletzt erschien bei Reclam sein Buch Nach der Flucht. Neue Ideen für die Einwanderungsgesellschaft.
 

Hinweis: Von dieser Veranstaltung existiert leider kein Video-Mitschnitt.

Hintergrund
Wie wollen wir leben? Und: In welcher Welt leben wir eigentlich? So banal es klingt, es gehört zum Schwierigsten, Abstand zu gewinnen – auf die Höhe zu gehen – um das eigene Jetzt klarer zu sehen. Zeitgeistige Bestseller gibt es viele, erhellende Zeitdiagnose selten. Dabei käme es gerade in den aktuellen Krisenzeiten darauf an, besser zu verstehen, was vor sich geht. Schauen wir also, wo aus verschiedenen disziplinären Richtungen interessante Perspektiven auf unsere Gegenwart eröffnet werden. Versuchen wir einen ungewohnten, gerne auch schrägen  Blick, der uns die Gegenwart anders sehen lässt. 35 Jahre nach den „Stichworten zur ‚geistigen Lage der Zeit‘“ nehmen wir mit der Vortragsreihe das Experiment nochmals auf. Die Grüne Akademie befragt Intellektuelle zu zentralen gesellschafts- und kulturdiagnostischen Stichworten unserer Zeit. Was im Einzelnen assoziativ ist, kann als Ganzes Licht werfen in das Dunkel der gesellschaftlichen Situation. Kommen Sie mit uns auf die Höhe (der Zeit). In den nächsten Monaten und Jahren buchstabieren wir das Alphabet durch, von A wie Authentizität über D wie Drastik, J wie Jugend, ewige bis R wie Retro und Z wie Zombie.

 

In Medienpartnerschaft mit taz und Freitag.