Tschechischer Staat ehrt Milan Horáček

Pressemitteilung

Milan Horáček, einer der Mitbegründer der Heinrich-Böll-Stiftung, ehemaliger Abgeordneter im Bundestag und im Europäischen Parlament, wurde heute in Prag während eines feierlichen Aktes im Namen des tschechischen Verteidigungsministers Martin Stropnický für seinen „Kampf und Widerstand gegen den Kommunismus“ ausgezeichnet. In diesem Jahr wurden u.a. auch Rabbi Karol Sidon, der ehemalige politische Gefangene und Samisdat-Herausgeber Jiří Gruntorád sowie der Schriftsteller Jáchym Topol geehrt.

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Milan Horáček während der Preisverleihung

„Wir freuen uns sehr, dass Milan für seinen Mut und seinen kontinuierlichen Widerstand gegen Unmenschlichkeit über viele Jahrzehnte vom tschechischen Staat ausgezeichnet worden ist. Wir gratulieren!“, so Dr. Ellen Ueberschär, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, in einer ersten Reaktion.

„In den nächsten Monaten, wenn wir uns dem 50. Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings nähern, wird Milan Horáček eine der Persönlichkeiten sein, von deren Zeitzeugenschaft und Erfahrung wir bis heute lernen können. Wir sind dankbar, dass Milan die Arbeit der Heinrich-Böll-Stiftung lange Jahre mitgestaltet hat. Ihm war es stets wichtig, Menschen den Wert von Freiheit nahe zu bringen und sie zu ermuntern, sich einzumischen, politische Verantwortung zu übernehmen.“

Milan Horáček, Gründungsmitglied der Grünen, war von 1983-1985 Abgeordneter der ersten grünen Bundestagsfraktion und von 2004 bis 2009 Mitglied der grünen Fraktion im Europaparlament. 1990 eröffnete er im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung das erste Auslandsbüro in Prag, das er bis 2004 leitete.

Horáček, 1946 in Mähren geboren, war bereits in sehr jungen Jahren regimekritisch und wurde von 1965 bis 1967 als „politisch Unzuverlässiger“ in das tschechoslowakische Strafbataillon („Technische Hilfstruppen“) eingezogen. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch die Warschauer-Pakt-Staaten floh er im September 1968 ins politische Exil in die Bundesrepublik Deutschland.

Von dort aus organisierte Milan Horáček zahlreiche politische Aktionen zur Unterstützung von Dissidentinnen und Dissidenten. Er war Herausgeber von Exilzeitschriften und Samisdat. Nach 1989 blieb sein menschenrechtliches Engagement Ausgangspunkt für seinen Kampf gegen totalitäre Regime.

Zudem setzt er sich bis heute für eine Aufarbeitung der totalitären Vergangenheit in postsozialistischen Ländern ein. Als Mitglied des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums und des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen leistet er außerdem einen Beitrag für die Versöhnung zwischen Deutschland und Tschechien.
 

 

Pressekontakt:
Heinrich-Böll-Stiftung
Vera Lorenz
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