G20-Agrarministertreffen: Deutsche Präsidentschaft muss Impulse für sozial und ökologisch verträgliche Landwirtschaft geben

Wasserverbrauch der  industriellen Landwirtschaft
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Infografik zum Wasserverbrauch der industriellen Landwirtschaft aus dem Konzernatlas 2017

Anlässlich des Treffens der Agrarminister der G20-Staaten am Samstag in Berlin fordert Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, eine sozial und ökologisch nachhaltige Lösung für die globale Wasserkrise, die durch die industrielle Landwirtschaft verursacht wird.

Zum morgigen Treffen der G20-Agrarminister in Berlin auf Einladung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung: “Es ist löblich, dass sich auf Initiative von Minister Schmidt das Agrarministertreffen der G20 vor allem mit dem exorbitanten Wasserverbrauch der globalen Landwirtschaft befasst. Die Agrarindustrie ist schon jetzt mit 70 Prozent der weltweit größte Verbraucher von Süßwasser, in den nächsten Jahren kann sich der Verbrauch laut Konzernatlas 2017 beinahe verdoppeln. Doch die Losung „more crop per drop“ (Mehr Ernte pro Tropfen) alleine kann nicht die Lösung sein: Wenige globale Konzerne drängen die Regierungen weltweit dazu, ihre strategischen Wasserpolitiken nach diesem Modell auszurichten und vor allem profitträchtigere Nutzpflanzen im industriellen Anbau zu priorisieren.“, sagte Unmüßig.

Diese Nutzpflanzen würden jedoch oftmals nicht zur Ernährung, sondern als industrieller Rohstoff eingesetzt, so Unmüßig weiter. Sie beeinträchtigten die Wasserqualität und –versorgung aufgrund von übermäßig eingesetzten Düngern und Pestiziden erheblich. Agrarökologische Produktion von Kleinbäuerinnen und –bauern schneide bei der Schonung der Wasserreserven erheblich besser ab. Doch ausgerechnet den Kleinen drohten nach dem Modell erhebliche Benachteiligungen bei der Wasserversorgung, sagte Unmüßig.

„Eine erneute Privatisierung der Ressource Wasser oder der Infrastruktur ist ebenfalls kein Ausweg, sondern verschärft die Probleme nur“, unterstrich Unmüßig. „Das zeigen die weltweiten Rückabwicklungen im Bereich der privatisierten kommunalen Wasserversorgung, ebenso wie die zahlreichen Konflikte um die Ressource Wasser beispielsweise in Chile, wo ein unkontrollierter und deregulierter Wassermarkt mit Gewalt durchgesetzt wurde. Hier wurde das Menschenrecht auf Wasser durch das Recht des Stärkeren ersetzt“, so Unmüßig.

Das dürfe sich – selbst unter anderen Vorzeichen - nicht wiederholen. „Die Bundesregierung muss deshalb auch im Rahmen der G20-Agrarpolitik bei aller Euphorie über die Chancen von Infrastrukturinvestitionen dafür Sorge tragen, dass Lösungen für die globale Wasserkrise sozial und ökologisch nachhaltig ausfallen - das Menschrecht auf Wasser ist nicht verhandelbar.“, sagte Unmüßig.

Den Wasserverbrauch der Agrarindustrie und die Konzentration von Markt- und Lobbymacht von Agrar- und Lebensmittelkonzernen weltweit beleuchtet der Konzernatlas 2017. Die Publikation der Heinrich-Böll-Stiftung, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, des BUND, von Oxfam und Germanwatch präsentiert auf über 50 Seiten und in zahlreichen Grafiken erstmalig Zahlen und Fakten rund um die Konzentration von Markt- und Lobbymacht und globaler Lieferketten der Agrar- und Foodkonzerne. Er steht unter www.boell.de/konzernatlas zum Download zur Verfügung. Ebenso sind alle Grafiken und Tabellen einzeln in verschiedenen Formaten zur freien Verwendung verfügbar.

Pressekontakt Heinrich-Böll-Stiftung:
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