Einleitung

Dieses Dossier bietet eine diverse Auswahl starker Stimmen der kambodschanischen Zivilgesellschaft. Wir hoffen, dass die enthaltenen Analysen und Beiträge zu einem besseren Verständnis der Ergebnisse, Wirkungen und Erfolge zivilgesellschaftlichen Handelns in Kambodscha  beitragen.

Ein Mensch schneidet Ananas an einer Straße

Kambodscha steht vor zahlreichen sozialen, wirtschaftlichen und entwicklungspolitischen Herausforderungen. Vom Klimawandel bis zur gesellschaftlich endemischen geschlechtsspezifischen Gewalt ist das Land mit vielen Problemen konfrontiert, die dem Wohlergehen seiner Bürger*innen im Weg stehen. Zudem hat sich laut aktuellen Berichten die Situation der in der Verfassung festgeschriebenen Menschenrechte, Grundfreiheiten und Meinungsfreiheit sowie der Raum für unabhängige Medien im Land immer weiter verschlechtert.

Obwohl die Räume für zivilgesellschaftliches Engagement immer weiter beschränkt werden, spielen Nichtregierungsorganisationen (NRO) in Kambodscha weiterhin eine grundlegende Rolle bei der Gestaltung einer demokratischen und partizipativen Gesellschaft.  Zivilgesellschaft in Kambodscha hat nach wie vor eine entscheidende Funktion für den öffentlichen Austausch und die Sensibilisierung für Themen und Ideen, die von öffentlichem Interesse sind. Ebenso bildet sie eine Brücke zwischen dem Staat und seinen Bürger*innen. NROS stehen in vorderster Linie in der politischen Bewusstseinsbildung, Interessenvertretung und bei Aufklärungskampagnen über einige der nicht nachhaltigen Entwicklungsentscheidungen des Landes und deren Auswirkungen auf die Grundrechte der Kambodschaner*innen.  Darüber hinaus schafft die Zivilgesellschaft ein Umfeld für Wissensförderung, und stärkt das Bewusstsein für Menschen- und Bürgerrechte. Die von diesen zivilgesellschaftlichen Organisationen bereitgestellten Informationen und Bildungsinhalte sind nicht nur für die  Verwirklichung politischer und gesellschaftlicher Partizipation Voraussetzung, sondern sie fördern und stärken zugleich auch deren Entwicklung. Der Einfluss zivilgesellschaftlicher Organisationen als Entwicklungsakteure ist in dieser Hinsicht unbestreitbar und verdient Anerkennung.

Diese Anerkennung wollen wir im vorliegenden Dossier mit einem Blick auf den zivilgesellschaftlichen Raum, die damit verbundenen Aktivitäten und die innovativen Methoden von NRO in Kambodscha leisten.  Das Dossier würdigt mit der Darstellung von Beispielen zivilgesellschaftlichen Engagements - ungeachtet des anhaltenden Vorgehens gegen zivilgesellschaftlichen Aktivismus - die Bemühungen zivilgesellschaftlicher Akteure und Organisationen und verleiht ihnen Sichtbarkeit. Verschiedene Texten lokaler Autor*innen zeigen u.a., wie kambodschanische bildende Künstler*innen komplexe urbane, soziale und ökologische Belange kreativ erforschen und zum Ausdruck bringen. Zudem ist Lyrik eine zentrale Ausdrucksform für menschenrechtsbewußte Autor*innen, um die alltäglichen Kämpfe und sozialen Probleme junger Menschen aufzuzeigen und ihnen trotz des immer kleiner werdenden Raums für Meinungsäußerung eine Stimme gibt. In der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter leiten einerseits mutige Frauen Projekte zur Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt und Missbrauch. Andererseits leisten Frauenrechts- und feministische Organisationen in diesem Kontext auch unermüdlich unentbehrliche Lobbyarbeit, Vernetzungsaktivitäten und Öffentlichkeitsarbeit. Ihre Arbeit trägt zur erhöhten öffentlichen Anerkennung von Frauen bei und stärkt ihre aktive Beteiligung an der gesellschaftlichen Entwicklung.

All diese Arbeit und dieses Engagement vollzieht sich inmitten einer zunehmend repressiven Atmosphäre von Einschüchterung und Angst. Dieser Situation entgegnen Zivilgesellschaftliche Organisationen  mit sehr unterschiedlichen kreativen Methoden, um ihre Stimmen zu erheben und auch in der Zukunft landesweit die notwendigen demokratischen und demokratisierenden Impulse setzen zu können, wie ein Autor des Dossiers betonte: "Die Herausforderungen, mit denen sich zivilgesellschaftliche Organisationen konfrontiert sehen, sollten daher als Chance genutzt werden, um widerstandsfähige Strategien im Kampf für die Rechte marginalisierter Menschen und den Schutz der Lebensgrundlagen und der Umwelt zu verbessern und anzupassen.“

Wir hoffen, dass die starken Stimmen der kambodschanischen Zivilgesellschaft in diesem Dossier zu einem besseren Verständnis der Möglichkeiten demokratischer Räume für die zivilgesellschaftliche Gestaltung in der kambodschanischen Gesellschaft beitragen.

Asienreferat der Heinrich-Böll-Stiftung