Schwendyweg: Genossenschaftliche Modernisierung zum Nullpreis

Best Practice

Die Charlottenburger Baugenossenschaft betreibt im Berlin-Spandauer Schwendyweg einen in den 1950ern erbauten Gebäudekomplex mit insgesamt 132 Wohnungen. Dessen energetische Modernisierung war warmmietenneutral und führte zu einer CO2-Einsparung von 80 Tonnen jährlich.

Solarzellen auf einem Dach in Berlin-Spandau
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Neue Energie zum Nullpreis: Solarzellen auf einem Dach in Berlin-Spandau

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Klimasozial sanieren".

Eine moderne, pfirsichfarbene und weiße Fassade ersetzt grauen und dunkelroten in die Jahre gekommenen Kratzputz. So zeigt es die Video-Baudokumentation des Sanierungsprojekts Schwendyweg. Die Fassade musste erneuert werden, die Heizung war ineffizient, das Dach undicht – das gab Ausschlag für die Sanierung.

Welche Elemente bei Sanierungen erneuert werden beschließt die Genossenschaft von Fall zu Fall. Meist, wie auch in diesem Projekt, lässt sie neue Isolierfenster einbauen und Wände und Decken dämmen. Nicht immer muss es dabei die maximale Wärmedämmung sein, sagt Carsten-Michael Röding, Vorstand der Charlottenburger Baugenossenschaft. Denn die sei „sehr teuer und verglichen mit anderen Maßnahmen weniger effektiv“. Die Sanierung von Fenstern und Fassaden führt zu einem geringeren Heizbedarf. Um die Sanierung warmmietenneutral zu gestalten – so der Plan von Anfang an – musste also noch die eigene Strom- und Wärmeerzeugung her.

Energetische Sanierung im Schwendyweg

Carsten-Michael Röding und das Blockheizkraftwerk des Quatiers.

Das Quartier verfügt nun über drei verschiedene Strom- bzw. Wärmeerzeuger: Brennwertkessel, ein Blockheizkraftwerk und Photovoltaikanlagen.
Die vier Brennwertkessel nutzen die Wärme, die beim Verbrennen des Erdgases zur Erwärmung des Heizwassers entsteht, weiter. Die Abgase werden nicht wie bei veralteten Niedertemperatur- oder Heizwert-Kesseln einfach über den Schornstein ausgestoßen, sondern zunächst mit dem dabei erwärmten Heizwasser abgekühlt.  

Dabei entsteht Kondensat und Energie, die wiederum zum erneuten Erhitzen des Heizwassers genutzt wird. Die Energieausbeute der Brennwerttechnik ist beim Energieträger Gas bis zu 11% höher als bei der veralteten Heiztechnik. Die Brennwertkessel decken den Spitzenwärmebedarf im Winter und haben einen Anteil von 30 Prozent an der Wärmeerzeugung.

Das Blockheizkraftwerk erzeugt hocheffizient Strom und Wärme und deckt 70% des Wärmebedarfs der Wohnanlage. Es erzeugt mithilfe der Kraft-Wärme-Kopplung nicht nur Wärme, sondern auch Strom – und diesen Strom können die Bewohner/innen als Kiezstrom zu einem günstigen Tarif beziehen. Ähnliches gilt für eine neu installierte Photovoltaikanlage mit 351 Modulen.

Datenblatt: Schwendyweg, Berlin

  • Mehrfamilienhäuser mit 148 Wohnungen
  • Eigentümerin: Charlottenburger Baugenossenschaft eG
  • Wohnungsgröße: Ø ca. 40 m²
  • Heiztechnik: Erdgas mit BHKW sowie BW-Kessel für die Spitzenlast
  • Primärenergiebedarf reduziert von 227 kWh/m² auf 49 kWh/m² im Jahr
  • Endenergiebedarf reduziert von 176 kWh/m² auf 84 kWh/m² im Jahr
  • Energetische Maßnahmen: Dächer, Wände, Kellerdecken mit Dämmung; Fenster und Haustüren neu; BHKW mit 70%, Brennwert-Kessel mit 30% Anteil an der Wärmeerzeugung, Solarstrom vom Dach mit 60 MWh Erzeugung,
  • Sonstige Maßnahmen: Treppenhaussanierung; neue Klingel- und Gegensprechanlagen; Neugestaltung der Außenanlagen; neuer Spielplatz, neue dichte Fenster (Ruhe vor Fluglärm)
  • Modernisierungsumlage (max. 11 %): nicht angewendet
  • Kaltmiete: + Ø 0,84 €/m²
  • Kosten für Heizung und Warmwasser: von 1,36 €/m² auf 0,49 €/m², Differenz: - 0,87 €/m²
  • Warmmiete: - Ø 0,03 €/m²

Warmmietenneutral und umweltfreundlich

Mieterin Frau Freitag

Die Maßnahmen sind teuer, das Projekt hatte ein Volumen von fast sechs Millionen Euro, aber die Bewohner sind zufrieden. Es lohnt sich für die Genossenschaft daher trotzdem“, sagt Röding. Für die Modernisierung veranschlagte die Charlotte über eine genossenschaftliche Regelung durchschnittlich 70 Cent pro Quadratmeter für die Mieter (oder Nutzer, wie sie in Genossenschaften heißen). Die Heizkosten haben sich in etwa um den gleichen Betrag verringert – insgesamt zahlen Nutzer also trotz Sanierung nicht mehr.

Zufrieden sind sie auch: „Das Ergebnis ist wunderbar“, sagt die 81-jährige Frau Freitag, eine Bewohnerin, die die umfassenden Baumaßnahmen gelassen sieht. „Die Arbeiten waren ein kleiner Preis für das, was wir jetzt davon haben: eine warme Heizung und dichte Fenster, durch die man auch den Fluglärm nicht mehr hört. Das Wohnen hier hat sich deutlich verbessert.“ So verbindet die Sanierung im Schwendyweg das Praktische mit dem Nützlichen: Der Wohnkomfort hat sich verbessert, während auch die CO2-Emissionen von 400 Tonnen im Jahr auf 165 Tonnen zurückgingen.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers "Klimasozial sanieren".